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Am Samstag 2. Juli nach der Arbeit geht es dann los. Der Cruiser ist gepackt, das einzige Manko sind die alten runtergefahrenen MT´s. Leider war es nicht möglich noch vor der Reise neue zu bekommen. Werden die dünnen Schlappen die rauen Schotterpisten aushalten ?
Es geht zügig, so schnell der HZJ halt läuft, über die A1 und A12 durch die Schweiz bis es dann doch Zeit für eine Übernachtung wird. Einen Stellplatz finden wir in der Nähe von Bulle beim Lac de Gruyère.
Am nächsten Tag geht es nach einem Morgenkaffee weiter über Martigny im Wallis über den ersten Pass, an dem wir die ersten Aprikosen kaufen konnten, Richtung Chamonix.
Ziel für heute ist die schöne aussichtsreiche Naturstrasse über den Cormet d´Areche. Am Lac de Saint-Guèrin vorbei leitet von Beaufort aus die erst geteerte, dann später grob geschotterte Strasse in immer grössere Höhen. Nach dem Pass geht es wieder abwärts, zu unserem schon bewährten Stellplatz unterhalb der Milchalm an einem kleinen Gebirgsbach mit unverbaubarer Bergsicht. Leider können wir bei der Alm keinen Käse kaufen, auch in diesen Höhen gibt es keine Beratung – keinen Verkauf an Sonntagen, trotz geschäftigem Treiben in der Käserei.
Nach Sonnenuntergang wird es schnell kalt, wir sind froh unsere Mützen dabei zu haben und wir kuscheln uns später tief in unsere Schlafsäcke.
Die Morgensonne kommt über die Berggipfel und treibt uns aus dem Dachzelt. Wenn doch nur jeder Montag so anfangen könnte.
Da wir nur eine Woche Zeit haben, müssen wir einige schöne Offroadstrecken links liegen lassen und wir fahren direkt ins Tal nach Bourg-St.-Maurice runter, wo wir ersteinmal den Tank mit vergleichsweise günstigem Diesel füllen und auch einen Supermarkt aufsuchen.
Ziel der heutigen Etappe ist der Lac de Mont Cenis. Leider trübt sich das Wetter bei der Fahrt durch die Berge langsam ein. Wir lassen Val-d´Isère hinter uns und ackern uns den Col de l´Iseran hoch, vor dessen Passhöhe wir dem Landcruiser noch etwas Offroad-Auslauf zwischen den stillstehenden Liftanlagen gönnen. In dieser vom Skitourismus zerfressenen Mondlandschaft hat man nicht wirklich ein schlechtes Gewissen, ein Allradfahrzeug zu bewegen.
Der Lac de Mont Cenis empfängt uns mit dicken Wolken, immerhin ist es trocken. Wir machen einem kleinen Besuch im Fort Variselle, dessen Zufahrt von der Staumauer ab nun leider gesperrt ist, weswegen wir hochgelaufen sind, nur um festzustellen, dass das Betreten offziell auch verboten wurde. Wir ignorieren die Tafel und schauen uns um. Schade, wie das Fort zusehends verfällt.
Auf der südlichen Strasse um den Stausee, die ja ungeteert ist, suchen wir uns den Stellplatz für die Nacht und finden einen mit schöner Aussicht und respektvollem Abstand zur staubigen Piste. Allerdings ist unter der Woche nicht viel los, so dass nur noch ein Geländewagen hier unterwegs ist. Dann kehrt Ruhe ein in den Bergen.
Der Wind macht es dann doch nötig, das Oztent aufzubauen um in Ruhe Kochen und Essen zu können. Der Schlafsack wird um eine weitere Flauschieinlage erweitert und garantiert so einen gemütlichen Schlaf.
Wie schon gestern weckt uns auch heute strahlender Sonnenschein. Nachdem alles zusammengepackt ist, verlassen wir den türkis schimmernden See und fahren hinter der Staumauer über die Grenze nach Italien. Von Susa aus geht es weiter Richtung Bardoneccia. Kurz vor Salbertrand beginnt für uns die Wiederholung eines besonderen Offroadabenteuers: Die Befahrung des Militärsträsschens zum Fort Jafferau hoch. Wir schrauben uns die Serpentinen immer weiter hoch, bis wir an der Zufahrt zum Fort Pramand stehen. Unterwegs haben wir eine Gruppe Radfahrer langsam überholt, damit die sich keine Staublunge holen. Wir lassen den Landcruiser ein paar Hundert Meter unterhalb des Fort stehen. Letztes mal mit dem HDJ80 sind wir noch ganz hoch gefahren, der 75er ist oben aber etwas ausladender und die Piste scheint doch etwas zugewachsen zu sein. Technisch wäre es sonst kein Problem gewesen, aber wir wollen kein Risiko eingehen und den Wagen gewaltsam da hochprügeln oder gar an Bäumen rumsägen zu müssen.
Weiter geht’s durch den langen gekrümmten Tunnel weiter hoch Richtung Jafferau. Der Tunnel war in überraschend gutem Zustand und wurde auch professionell gesichert. Einzig mit grösseren Wasserpfützen muss man rechnen.
Teilweise müssen wir uns um ersten und zweiten Gang mit Untersetzung hocharbeiten, was besonders in den Kehren der Piste das Reversieren nötig macht.
Die Mondlandschaft auf über 2500m ist beeindruckend. Die letzten Hundert Meter hoch zum Fort sind sehr ausgewaschen und fordern das Fahrzeug wie bei Fahren auf Wellblech.
Kurz unterhalb ist für uns Schluss, wir lassen den Landcruiser stehen und gehen die letzten Schritte zu Fuss. Eventuell könnte noch etwas weiter gefahren werden, das haben wir aber nicht versucht. Der traumhafte Überblick belohnt uns für das Geschüttel und wir geniessen hier ein leckeres Vesper. Erstaunlicher Weise kommen schon die ersten der von uns überholten Radfahrer den Berg hinauf – Respekt !
Nachdem die Radler alle oben eingetroffen sind, machen wir uns auf den Rückweg. Letztes mal nahmen wir den Pistenabzweig vom Fort Foens nach Savoulx, diesen lassen wir aber jetzt rechts liegen und nehmen denselben Weg zurück.
Unser heutiges Camp soll wie 2004 unterhalb des Colle Sommeiller liegen.
Dorthin geht es an Bardoneccia vorbei zum Lago di Rochemolles. Dort oberhalb liegt ein wunderschöner Grillplatz am Gebirgsbach.
Wir richten uns dort häuslich ein und kochen uns leckere Pasta. Der Bewohner der nahegelegen Wohnwagenhütte kommt herüber und versucht ein Gespräch, das leider aufgrund unserer mangelnden Italienischkenntnisse im Sande verläuft.
Der nächste Morgen verspricht schön zu werden: blauer Himmel, vereinzelte Wolken.
Wir machen uns auf, den Colle Sommeiller zu befahren, der ja derzeit der höchste, mit Kfz anfahrbare Punkt in den Alpen darstellt. Das Verbotschild an der Schranke bei der Rifugio Scarfiotti versetzt uns in Erstaunen. Dass das Befahren an Wochenenden von 9 bis 17 Uhr verboten ist, ist uns bekannt, dass das auf Italienisch aber zu anderen Monaten als auf Englisch gilt, ist uns neu ;)
Auf jeden Fall, ist es uns erlaubt heute hochzufahren. Als einziger Gegenverkehr, das ist der Vorteil, wenn man morgens schon unterwegs ist, kommt uns ein kurzer Mercedes G entgegen, der natürlich in den Kurven Vorteile hat.
Die Piste ist in sehr gutem Zustand, einzig im oberen Drittel gibt es in den Kehren ein paar plattgefahrene Verschüttungen, einmal müssen wir einen ungünstig gelegen grossen Stein entfernen. In den obersten Serpentinen scheint dann aber Schluss: Ein Schneefeld versperrte hier die Weiterfahrt. Allerdings führt eine Umfahrung einen steileren Abhang seitlich hinauf, so dass wir dann doch noch mit dem Landcruiser aufs fast 3000er Plateau bis zu der Holzabsperrung gelangen. Im Jahr 2004 gab es die nich nicht, auch standen noch die Überreste des Rifugio d´Ambin.
Da sich das Wetter langsam verschlechtert hält sich unser Aufenthalt hier oben in Grenzen und wir holpern wieder langsam und mit Untersetzung runter ins Tal.
Der Versuch in Bardoneccia zu tanken schlägt fehl, es ist Mittagspause und der Automat funktioniert irgendwie nicht. Noch ist etwas Diesel im Tank.
Auch in Oulx gelingt es uns nicht, Sprit zu kaufen, auch hier ist Mittagspause bis 15 Uhr und der Automat knöpft uns 20 Euro ab, ohne Diesel abzugeben. Verärgert fahren wir mit den letzten Tropfen Treibstoff weiter nach Frankreich, nach Briancon. Dort ist alles irgendwie einfacher, da französischsprachig. Das Auto ist nun versorgt und wir besorgen uns einige Leckereien im Intermarché. Auch eine neue Handsäge findet zu uns.
Um etwas schneller voran zu kommen, begeben wir uns auf die RN 94 nach Süden. Wir haben noch von letztem Mal ein nettes Plätzchen nahe dem Wintersportort Risoul 1850 im Kopf. Von diesem Ort aus führt eine Erschliessungspiste zum Col de Valbelle und schliesslich zum Col de la Coche. Nach der breiten autobahnähnlichen Teerstrasse nach Risoul hoch, ist die Piste nach dem Ort eine wahre Wohltat. Uns kommen noch ein paar vereinzelte Baufahrzeuge entgegen, auf ihrem Weg zum Feierabend.
Eine französische Familie in einem neuen Nissan Geländewagen lässt uns passieren, mit ihrem Kleinkind an Bord fahren sie besonders langsam.
Noch ein paar Kurven durch den Kiefernwald und schon sind wir an unserem Übernachtungsplatz. Unsere Erinnerung hat uns nicht im Stich gelassen: Es gibt einen Tisch, eine Feuerstelle und einen Brunnen mit Trinkwasser – Perfekt !
Nun wird die neue Säge eingeweiht und das herumliegende Holz in armlange Stücke konfektioniert. Auf dem daraus entstehenden Lagerfeuer brutzeln wir uns leckere Lammkotletts. Windgeschützt und vom Feuer gewärmt lassen wir den Abend ausklingen.
Am Morgen geht es weiter nach Süden. Über Crévoux fahren wir hoch zum Col de Parpaillon um dort durch den Tunnel zu fahren.
Ein Schild am Strassenrand „Route barrée“ irritiert uns allerdings etwas. Wir fahren trotzdem weiter und sind auch froh, dass eine sehr dunkle Regenwolke an uns vorbei treibt. Langsam wühlen wir uns durch eine nicht schüchterne Schafherde die Schotterpiste nach oben und stehen dann vor dem mächtigen Nordportal des Parpaillontunnels. Ein französischer Suzukifahrer warnt uns, dass im Tunnel Eis wäre und man sehr vorsichtig fahren müsste.
Kurz darauf kommt auch ein fluchender deutscher Motorradfahrer aus dem Tunnel und berichtet, dass er gestürzt sei und ein paar Kollegen noch im Tunnel stecken.
Wir warten ab, bis diese sicher ihre Maschinen herausgebracht haben und fahren dann selbst in das dunkle Loch. Es muss noch erwähnt werden, dass jetzt sogar zwei Aufkleber des Bodenseestammtisch am Portal kleben :)
Im Tunnel ist es anfangs sehr nass, riesige Wasserlöcher sind aber kein Hindernis. Das Eis dann umso mehr. Es haben sich in einer massiven Eisplatte tiefe Rinnen gebildet, in die ich freiwillig den Cruiser wie auf Schienen lenke. So verrutscht er wenigstens nicht seitlich. Letztlich war es dann für einen Geländewagen kein grosses Problem.
Die schön ausgebauten Serpentinen führen uns von diesem schönen Schotterpass hinunter ins Tal.
Unser jetziges Ziel heisst Maira-Stura-Kammstrasse. Da wir die bekannte Assietta ausgelassen haben und die Ligurische Grenzkammstrasse zu weit ist, wollen wir hier Neuland befahren.
Zügig, so gut es eben mit dem Saugdiesel den Berg hoch geht, geht es über den Col de Larche nach Italien und dort über die SS21 bis nach Demonte, von wo aus das Bergsträsschen beginnt. Gegenverkehr gibt es hier keinen mehr, wir sind schon sehr spät am Nachmittag unterwegs. Geteert bis zum Colle Valcavera, windet sich die Naturstrasse auf fast gleichbleibender Höhe von ca. 2400m um die Gipfel.
Nahe des Colle Bandia finden wir einen windgeschützten Platz hinter einer Bunkerruine und geniessen noch Kaffee und Kuchen. Mit dem Fernglas lassen sich Murmeltiere bestaunen und ferne Gipfel erkunden. Leider nimmt der Wind immer mehr zu, dass ich das Auto umstellen und das Oztent aufbauen muss, damit Kochen möglich wird. Aber selbst im Windschatten des Bunkers rüttelt der Wind so sehr an Zelt und Nerven, dass wir nach dem Essen beschliessen zum Schlafen noch einmal den Ort zu wechseln.
Neben einer weiteren Ruine scheint es etwas ruhiger zu sein und wir klappen das Dachzelt auf. Nach einem Absacker geht es dann im Schlafsack einer etwas unruhigen Nacht entgegen.
Der Morgen begrüsst uns wie immer mit Sonne und wir frühstücken vor unserem dachlosen Heim und rätseln, für was das Häuschen wohl früher gut war.
Nachdem alles verstaut ist gehen wir auf Erkundungsfahrt. Zuerst zum Colle di Mulo hoch, der allerdings eine Sackgasse ist, da es oben nicht weitergeht. Ich muss den langen Landcruiser mühsam umdrehen und wir rumpeln wieder über grobe Steine zurück. Nächster Versuch: Colle d´Anoccia. Auch hier scheint es im Schatten von diversen italienischen Befestigungsanlagen aus dem 2. Weltkrieg nicht weiterzugehen. Wir wollen gerade umkehren, da kommt ein Ravensburger Endurofahrer an und sagt, dass die Piste doch weiterführe und mit Allrad sicher befahrbar wäre. Nun gut, wir glauben ihm und fahren langsam mit erstem Gang Untersetzung den Hang hinunter. Durch Auswaschungen schaukelt der Landcruiser gewaltig, gottseidank ist alles gut verstaut. Wir meistern die Passagen und landen tatsächlich wieder auf der Kammstrasse.
Den Endurofahrer und seine Freunde treffen wir noch paarmal und halten etwas Smalltalk.
Hier oben ist es wirklich sehr schön und wir geniessen die Bergwelt und die alpine Flora, die sich wirklich in allen Farben zeigt.
Leider liegt die Maira-Stura-Kammstrasse etwas ungünstig, wenn man wieder zurück nach Frankreich will. So müssen wir Pläne ändern, da ein Pass gesperrt war und eine neue Route finden. Wir fahren nach Norden über den Colle di Sampéyre, der die Varaita-Maira-Kammstrasse kreuzt, die ja auch eine bekannte Naturhöhenstrasse ist.
Aus Zeitgründen und da hier oben Nebel herrscht verzichten wir auf eine weitere Erkundung und fahren über den Colle dell´Agnello nach Frankreich zurück.
Hinter dem Pass, der einer der höchsten der Alpen ist, finden wir im Tal einen schönen Campplatz an dem wir noch die Abendsonne geniessen können.
Langsam müssen wir uns auf den Weg Richtung Heimat machen. Wir wollen noch einmal in Briancon vorbeischauen und dort einkaufen. Vorher müssen aber noch ein paar Pässe überquert werden. Pünktlich zum Mittag erreichen wir die Vaubanstadt und geniessen die engen steilen Gassen und gegen den Hunger Crepes in einem der Restaurants.
Noch ein Eis aus der Hand, dann geht es wieder durch Italien zurück zum Col dem Mont Cenis, zurück zu unserem Campplatz anfangs der Woche. Das Wetter verheisst hier wie so oft nichts gutes, es ist sehr schwül. Dunkle Wolken und aufkommender Wind lassen uns schnell das Oztent aufstellen. Gewittergrollen macht sich bemerkbar und als dies stärker wird, Blitze hinzukommen, setzen wir uns lieber in den Landcruiser. Ein Gewitterschauer samt Hagel geht nieder und setzt die leichte Senke unseres Campplatzes unter Wasser. Genau so schnell wie das Gewitter kam, verschwindet es auch wieder, unser Privatsee trocknet ab und wir beginnen nun doch noch im Dunkeln zu grillen.
Selten hat das Grillfleisch so gut geschmeckt wie nach diesem Naturschauspiel, das die umliegenden Berggipfel hat weiss werden lassen.
Sonntag morgen und viel Verkehr auf der Piste südlich des Stausees, vorbei an unserem Camp: Enduros, Offroader, Wanderer. Wir sind froh hier wegzukommen, das ist uns zuviel Trubel. Da der Weg über den Col de l´Iseran wegen eines Radrennens versperrt ist, müssen wir aussen rum, über Alberville heimfahren.
Mit dem letzten Licht des Tages kommen wir nach einer erfüllten Woche Westalpen wieder zuhause am Bodensee an. Und die MT´s haben sich gut gehalten ;)