Es wurde mal wieder Zeit für die Seealpen. Wir hatten das Glück im August tatsächlich eine Woche freinehmen zu können und wagten die lange Anfahrt vom Bodensee über Turin ins Tendatal.
Teilweise heftiger Starkregen verhies nichts Gutes.
Oberhalb bei Casterino, im Vallée des Merveilles, gab es ein wunderschönes Lärchenwäldchen, in dem man hervorragend übernachten konnte. Zumindest war das vor 10 Jahren so.
Leider hat sich auch hier viel geändert, eine Kette versperrte die Zufahrt, so dass wir den regnerischen Abend notdürftig woanders verbringen mussten. Leckere frische Garnelen vom Fischstand vor dem Supermarkt in Breil-sur-Roya munterten unsere Stimmung aber auf.
Am nächsten Morgen schien die Sonne, der Himmel war blau und wir machten uns auf auf die Piste zur Baisse de Peyrifique hoch.
Die alte Schotterstraße (4x4 conseillé) führt hoch ins ehemalige französich-italienische Grenzgebiet.
Hoch oben befindet sich ein einsamer Hof, bei dem man Butter und Käse kaufen kann, was wir natürlich taten.
Massive Betonbunker überblicken das Tal und den ehemaligen Panzergraben, der Italien im zweiten Weltkrieg vor Frankreich schützen sollte.
Sehr angenehm zu fahren war die Panoramastrecke von der Baisse de Peyrifique, am Fort Marguerie vorbei zum Tendapass (Col de Tende), über dem weit sichtbar das mächtige Fort Central thront.
Derzeit ist die alte Tendapassstraße mit den engen Serpentinen von Frankreich herauf wegen der Tunnelbaustelle gesperrt.
Das ehemalige italienische Forte Centrele wurde 1880 erbaut und liegt jetzt auf französischem Staatsgebiet. Es steht jetzt leer und man kann es besichtigen.
Man hat eine tolle Aussicht in das Tenda-Tal und auf die umliegenden Gipfel.
Und es bot sich uns ein toller Camplatz mit Panoramasicht.
Am nächsten Morgen machten wir uns auf die Ligurische Grenzkammstraße (LGKS) zu befahren.
Seit neustem ist hier eine Befahrungsgebühr von 15 Euro zu entrichten. Mit diesem Geld wollen die Kommunen, die LGKS befahrbar halten.
Auch wenn Maut immer lästig ist, es lohnt sich hier in jedem Fall.
Beachten sollte man, dass die zulässige Anzahl an PKW auf 80 (Motorräder 140) pro Tag limitiert ist.
Der enge Abstieg nach La Brigue war sehr steil, es hätte keiner entgegenkommen dürfen. Die Beschilderung (für Kfz) ist sehr dürftig, eine gute Karte ist sehr sinnvoll. Gute Bremsen und Nerven auch.
Auf dem Campingplatz in la Brigue fanden wir dann Unterkunft,obwohl eigentlich ein "geschlossen" -Schild da stand. Der Patron war aber sehr freunbdlich und gut drauf.
Freia konnte im Bach noch baden, Martin hat eine Dusche vorgezogen.
Von La Brigue ging es dann über Sospel nach Menton an die Cote Azur. Ein leckeres Mittagessen am Meer und Eis in der Fußgängerzone liesen das richtige Mittelmeerflair mit allem Luxus aufkommen.
Oberhalb von Monaco fuhren wir nachmittags aber dann wieder ins Hinterland.
Am Fluss Var entlang ging es die D6202 über Entreveaux in die Berge. Bei le Fugeret fanden wir ein schönes Nachtplätzchen an einem Bach und im Dorf einen Café au Lait am nächsten Morgen.
Leider lief uns etwas die Zeit weg, so dass wir gut Strecke machen mussten und über Barcelonette bis Condamine fuhren, wo der Einstieg zur Piste zum Parpaillon-Tunnel begann. Zeit für einen Flohmarkt am Straßenrand blieb aber doch.
Die Befahrung des Parpaillon ist auch immer sehr beeindruckend, anfangs zieht sich die Piste durch Lärchenwälder, bis man in baumlose Höhen kommt und der Anstieg steil wird.
Der Landcruiser meistert aber jede Piste, egal wie hart im zweiten Gang Untersetzung sehr gut.
Einzig in den engen ausgesetzten Kurven muss man reversieren.
Die Größe unseres Gefährts lässt auch alle anderen Fahrzeuge, seien es Enduros, Quads oder Jeeps, bereitwillig ausweichen.
Und dann sind wir oben, auf 2600m Höhe, am Tunnel, den wir schon oft durchquert haben und der selbst im Sommer noch vereist sein kann.
Licht an und durch. Die Aufkleber des Bodenseestammtisch sind verschwunden, dafür gibt es viele neue an dem Tunnelportal zu bestaunen.
Die Suche nach einem Übernachtungsplatz ist nicht einfach, oder sind wir einfach zu wählerisch ?
Wir entschliessen uns noch einige Kilometer zu fahren und zwar zu einem uns bekannten und bewährten Platz am Col de la Coche oberhalb von Saint-André-d´Embrun.
Unser nächstes Ziel ist Briancon, die alte Festungsstadt an der Durance.
Briancon ist ein quirliges lebendiges Städtchen, geprägt von Tourismus. Wir finden in der Altstadt noch einen Platz zum Mittagessen und beobachten das Treiben.
Hier werden auch die Vorräte aufgefüllt, denn langsam müssen wir an die Ausreise aus Frankreich denken ...
Nachmittags fahren wir nach Susa in Italien, und von dort aus zum Stausee Lac de Mont Cenis. Auch hier hat der zweite Weltkrieg einige Grenzen zugunsten von Frankreich verschoben. Zeugnis für diese Zeit sind die zahlreichen Festunsgbauwerke und Bunker.
Der bewährte Übernachtungsplatz mit Aussicht auf den See empfängt uns sehr freundlich un d wwir verbringen eine weitere tolle Nacht in den Bergen bei beruhigendem Kuhglockengebimmel.
Unser weitere Weg durch die Alpen führt uns wieder nach Frankreich runter, durch das traumhaft schöne Tal nach Bonneval-sur-Arc, unterhalb des Col de l´Iseran, den wir wieder mit Elan erklimmen.
Das Pässe knacken nimmt kein Ende, Val D´Isère lassen wir hinter uns und steuern Bourg-Saint-Maurice an, um über den Col du Petit Saint-Bernard Frankreich zu verlassen und durch das Aostatal wieder die norditalienischen Autobahnen anzusteuern, die uns nach einem langen Tag und einer erfüllenden, aber viel zu kurzen Reise wieder nach Hause führen.